Kampf um den Spitzenplatz -
Das Hotel Ritz in Paris
Das Hotel RItz
Eine Nacht, in einem Standardzimmer des Ritz ist schon für rund 630 Euro zu
haben. Wer allerdings die großzügige, frisch rennovierte Suite von Coco
Chanel bucht, bezahlt für die 155 Quadratmeter, die neben dem Flair der Vergangenheit
Fax, Modem, Whirlpool und Hamman-Dusche bietet, mehr als 5100 Euro - pro Nacht.
Harter Wettbewerb um den Spitzenplatz in Paris
Dabei gibt es immer wieder auch Kritiker, die den Service des Restaurants als miserabel
bezeichnen. Das Haus, gelegen in dem sündhaft teuren Dreieck zwischen Louvre,
Eiffelturm und Garnier-Oper, steht in ständigen Konkurrenzkampf um die Spitzenposition
mit den Häuser Crillon, dem George V und dem Plaza Athenee.
Strategie: Mit Spitzenköchen um die Sterne kämpfen
So hatte das Restaurant Espadon des Ritz seinen zweiten Stern beim Michelin
verloren, den jetzt der Koch Micheal Roth zurückholen soll.
In dem heftigen Konkurrenzkampf um Sterne - und damit die Spitzenposition - hat sich
das - frisch renovierte Plaza Athénée die Legende unter den
Starköchen, Alan Ducasse besorgt, den Koch mit der sich in Frankreich bisher
am meisten Michelin-Sterne erkocht hatte.
Den Luxus erfunden
Erfunden hat "den Luxus" Ende des 19. Jh. der Scheizer Cesar Ritz. Nach Jahren,
in denen er Erfahrungen in vielen großen Hotels in Europa gesammelt hatte und
in denen er die Lebensgewohnheiten und Ansprüche der Reichen genau studierte,
erfüllte sich Cesar Ritz seinen lang gehegten Lebenstraum von einem Hotel, dass
den Inbegriff von Glamour und Luxus darstellen sollte.
Eine ehrgeizige Karriere: Vom Pagen zum ...
Der 1850 in Niederwald in der Schweiz geborene Cesar Ritz wurde als 15-jähriger
von seinem ersten Patron im Briger Hotel Couronne & Poste nach wenigen Wochen
mit dem Bescheid entlassen, er sei zwar "ein netter Bub", werde es aber
in einem Hotel oder Restaurant nie zu etwas bringen. Er ging nach Paris und arbeitete
sich im Hotelfach nach oben. Zunächst war er in einem drittklassigen Haus, dem
Hotel de la Fidelite beschäftigt, später im Voisin, Rue Saint-Honore, einem
Restaurant das im zweiten Kaiserreich in Mode gekommen war und wo Cesar Ritz zum
ersten Mal der "feinen Gesellschaft" begegnete.
Nach dem Niedergang des Voisin verließ er Paris und arbeitete als Oberkellner
und Restaurantmanager in Wien, Nizza, Rigi Kulm, Locarno und Sanremo.
Hotels im 19. Jh. waren in einem bedauerlichen Zustand
In Sanremo übernahm er 1877 die Direktion des Hotels Victoria, wo er sich vor
allem um die technische Verbesserung des Ausbaus und die Verbesserung der hygienischen
Einrichtungen kümmerte.
Der Ausbaustand selbst der gehobenen Häuser war zur damaligen Zeit äußerst
miserabel. Ritz war sehr erfolgreich und managte in späteren Jahren bis zu zehn
Häuser auf diesem bislang ungekannten hohen Standard (Baden-Baden, Cannes, London,
Rom), was ihn gesundheitlich ruinierte.
Mit der Kochlegende Escoffier in London an die
Spitze
1889 gelang er an die Spitze des Savoy, das er mit Hilfe des Küchenchefs
Auguste Escoffier zum besten Hotel in Londons machte. Die Kundschaft die er in
den Jahren kennenlernte, bestand zu einem guten Teil aus Mitgliedern europäischer
Adelshäuser.
Ritz Lebenstraum: Eine Revolution im Gastgewerbe
Seinen lang gehegten Lebenstraum erfüllte er sich 1898 und eröffnete er
am Place Vendome (den Versailles-Architekt Jules Hardouin-Mansart entwarf) das Ritz
- und revolutionierte damit das Gastgewerbe.
Unter dem Motto: "Das Haus soll alle Raffinesse bieten, die ein Prinz in seiner
eigenen Residenz vorfinden könnte" - war das Haus für damalige Verhältnisse
eine Revolution.
Das Ambiente war intim, drei Gärten, das edelste Mobilar im französichen
Stil des 17. Jh., wobei man sich bei der Ausstattung aus finanziellen Gründen
auf echte Stilmöbel verzichtete und sich mit Reproduktionen gegnügte.
Mit dem Geld von "Grand" Marnier
Das Geld für die Immobilie hatte ihm der Weinbauer und Grundstückbesitzer
Marnier vorgeschossen, angeblich als Dank für einen bis heute wirksamen Werbetip
für einen neuen Liqueur des Marnier: Caesar Ritz hatte ihm die Bezeichnung "Grand-Marnier"
vorgeschlagen.
Mit Elektrizität: Das Ritz unter Strom
Das Ritz war das erste Hotel, das elektrisch versorgt war und in allen sog. "Herren-Zimmern"
Telefon und ein speperates Licht anbot. Die Planung des Komforts erstreckte sich
auf alle Bereiche der Ausstattung: So sollte z.B. das speziell indirekt gesetzte
Licht den Teint der Damen noch hübscher machen.
Den Gaumen der Gäste verwohnte die legendäre Kochkunst des Auguste Escoffier.
Das Ritz galt seit jener Zeit als ein Hotelpalast, der dann zum Vorbild für
andere Häuser wurde.
Den Großbürgern der Gründerjahre das Geld aus der Tasche ziehen
Bereits in seinen frühen Karrierejahren hatte Cesar Ritz bemerkt, dass sich
in dem Gewerbe allein vom Hochadel nicht leben liess. Luxus, wie ihn der Adel verlangte,
war jetzt vielmehr auch für das reiche Großbürgertum der Gründerjahre
gefragt. Diese nahmen die angebotene aristokratische Lebensform begierig auf. Diese
wirtschaftliche Strategie bracht Ritz den großen Erfolg als Hotelier.
Man blieb unter sich
Die Gesellschaft in der Belle Epoche und in den "verrückten Jahren"
blieb im Ritz unter sich und ließ es sich hier bei Champagner und Kaviar sehr
gut gehen.
Der spätere englische König Eduard VII., der Prince of Wales, gehörte
ebenso zu den Stammgästen wie der Dauergast Marcel Proust, der sich hier viele
Anregungen für seine literarischen Figuren holte.
Ein wärmendes Plätzchen im Krieg: Die Reichen ziehen ins Ritz
Auf die Frage, woran man ein gutes Hotel erkenne, antwortete Cesar Ritz kurz vor
seinem Tod am 20. Oktober 1918 "Vor dem Kriege hätte ich gesagt, an der
Qualität der Betten. Heute
würde ich sagen, an der angenehmen Raumtemperatur."
Im ersten Weltkrieg wurden der 1910 erbaute Flügel an der Rue Cambon und die
erste Etage des Flügels Vendome zu einem Hospital umgebaut.
Viele Franzosen mussten zu der Zeit hungern und frieren. Anders die reichen Pariser
- sie schlossen ihre Häuser in Auteul und Neuilly und zogen ins Ritz. Sie hatten
durch die Einberufung ihre Dienerschaft verloren - wer sollte also die Öfen
Ihrer Prunkbauten heizen? Das Hotel galt als das bestgeheizte Gebäude von Paris
und war daher auch tagsüber ein beliebter Treffpunkt.
Wer damals einigermaßen passabel gekleidet war und das Geld hatte, trank hier
seinen Tee und wärmte sich auf, insbesonders in dem sehr kalten Winter 1916/17.
"The Roaring Twenties" die jungen
Amerikaner in Paris
Cesar Ritz starb 1918, ohne, dass er die "Roaring Twenties" erlebt hätte.
Sie machten das Ritz zum Pariser Quartier der "Lost generation", der gesamten
reichen amerikanischen Jugend in Paris, mit den Persönlichkeiten wie Louis Bromfield Francis Scott Fiztgerald
Cole Porter und Hemingway.
Coco Chanel und die deutschen Besatzer im Ritz
Im zweiten Weltkrieg war die Situation ähnlich wie im ersten, insbesondere in
dem Jahrhundertwinter 1940/41. Brennstoff war knapp und wenn welcher vorhanden war
ging er an die deutschen Besatzer, die Ihr Quartier - im Ritz hatten.
Ein französicher Gast - Coco Chanel - hatte das Wunder fertig
gebracht, dort auch während der Besatzungszeit mehrere Jahre ihr Domizil zu
halten: weil sie schon seit dem ersten Weltkrieg dort wohnte und weil sie wohl wegen
des Parfüms No 5 einen gewissen Bonus hatte. Kolportiert wird in diesem Zusammenhang
dann gerne der angebliche Auspruch von Hauptmann Theodor Momm: "Wenn es sich
um die Erfinderin von Nummer 5 handelt, kann sie bleiben". (Zitiert nach BR2 v. 20.10,2000)
Viele deutsche Offiziere und Soldaten kauften Chanel No.5 als Mitbringsel für
zu Hause.
Chanel versucht einen Seperatfrieden mit England anzubahnen
Die
französiche Bewohnerin des Ritz hatte 1941 hatte eine Affäre mit dem dreizehn
Jahre jüngeren Attaché der deutschen Botschaft Hans Günther von
Dincklage, den die mittlerweile 60jährige sehr attraktiv fand. Sie selbst fand
diesen Krieg abschäulich und schlug dem Hauptmann Momm vor, sie könne über
ihren alten Freund, den britischen Botschafter Samuel Hoare, ein Gespräch mit
Winston Churchill, einfädeln, mit dem sie oft auf Wildschweinjagd gegangen sei.
Sie hatte den Kreis um Churchill noch von früher über eine andere Liason
mit dem Herzog von Westminster. "Ist es nicht im Interesse aller, wenn wir den
Krieg abkürzen und Hunderttausenden das Leben retten? Ich könnte Churchill
erklären, dass die
Deutschen den Krieg beenden möchten". Die Operation "Modellhut",
für die Chanel im November 1943 mit dem Zug nach Madrid fuhr scheiterte dann
jedoch an einer Erkrankung Churchills der deswegen nicht zu dem Treffen nach Madrid
fliegen konnte.
Coco Chanel wohnt 30 Jahre im Ritz
Der Nimbus des Hotel Ritz profitiert ganz sicher von den Geschichten, die sich um
die 1873 geborene Modezarin ranken, ihre Begegnungen mit Jean Cocteau, Serge Diaghilew,
Igor Strawinsky, dem russischen Großfürsten Dimitri Pawlowitsch, Hugh
Richard, Arthur Grosvenor, den Herzog von Westminster. Sie wohnte über mehr
als drei Jahrzehnte in ihrer großzügige Suite im Ritz, wo sie 10. Januar
1971 starb.
Hemminway und seine Legende von der Befreiung
der Bar
Ein anderer Stammgast des Ritz war Ernest Hemingway. Nach diesem Nobelpreisträger
(der mit seiner Feier des männlichen Lebens inzwischen doch etwas aus der Mode
gekommenen ist) ist auch die Hotelbar benannt. Der amerikanische Schriftsteller und
damalige Kriegsberichterstatter stürmte am 25. Juli 1944 mit einer Maschinenpistole
unter dem Arm in die Bar des Hotels, dass sie zuvor nach den deutschen Besatzern
durchsucht hatten. Dort fiel er dem damaligen Chef-Barmann Georges Scheuer um den
Hals - und feierte sich dann als Befreier des Ritz.
Kennengelernt hatte Hemingway das Ritz in den 20er Jahren, als ihn sein Freund und
Kollege, der Schriftsteller F. Scott Fritzgerald dort auf einen Drink einlud,
den sich der junge Journalist damals noch nicht leisten konnte. Er war für den
Toronto Star nach Paris gekommen und wurde hier schnell der Nachwuchs-Star im Kreis
der US-Literaten der "Lost generation". Erst nach den Erfolgen von "In
einem anderen Land" und "Fiesta" wurde er Stammgast in der Bar und
dem Hotel (Zimmer 31) wo er mehrere Jahre ununterbrochen wohnte - und wohl auch soff.
Man lebt von dem Ruf
Viele Geschichten und Legenden ranken sich um das Haus und seine beerühmten
Gäste, die
"Stars und Sternchen", gekrönte Häupter und exzentrische Schriftsteller,
um die Modemacher und Berühmtheiten - und diese machen wohl auch den Nimbus
des Hauses aus, von dem es zehrt und den es anderen Hotels der Stadt, die sicher
oftmals besser sind, voraus hat.
Noch heute trifft sich angeblich die 'Crème de la Crème' der Gesellschaft
an warmen Tagen zum Tee oder Cocktail im Garten des Hotels, besucht den wohl elegantesten
Indoor-Swimmingpool der Stadt oder geht in die Bar. Die Hemingway Bar, in der ein
Drink nicht unter 19 Euro zu haben ist, gilt als die einzige Bar, in der man Mitglied
werden kann. Entsprechend dem maskulinen Image des Namensgebers dominieren dunkles
Holz, wuchtige grüne Ledersessel, recht dicht gerängt, den von Zigarrenrauch
beherrschen Raum. Schriftsteller, Journalisten und Literaturkritiker können
sich ihre Mails in die Bar schicken lassen, wo sie auf einem Bord ausgelegt werden
und auf Abholung durch den Adressaten warten.
Nach dem Tode von Coco Chanel wurde es etwas still um das Grand-Hotel.
Mohamed Al Fayed kauft das Ritz
1979 kaufte der Ägypter Mohamed Al Fayed - Besitzer des Kaufhauses Harrods in
London - das Haus, das er noch aus seinen Kindertagen kannte. Der reiche Ägypter
hat das Ritz rasch zu einem profitablen Haus gemacht. Rund 250 Millionen Dollar investierte
er in seinen Kindertraum - etwa acht mal soviel, wie er für den Kauf bezahlt
hat. Dadurch, dass er dem Haus sein nostalgisch-historisches Ambiente beließ,
konnten die Gäste die doch recht vergebliche, und ziemlich kostspielige Suche
"nach der verlorenen Zeit" weiter fortsetzen.
300 Millionen Euro Investion für den Spitzenplatz in Paris
In jüngster Zeit wurde - wie viele Pariser Luxusherbergen - auch das Ritz mit
seinen 135 Zimmer und 40 Suiten frisch rennoviert - für rund 300 Millionen Euro
und es kämpft weiter um den Spitzenplatz bei den Pariser Grandhotels. Denn das
legendäre Haus an
der Place Vendome kann nicht allein von seinem Mythos leben. Auch gut 100-jähriger
Glanz will immer mal wieder aufpoliert sein.
Die letzten Worte von Proust
Der Schriftsteller Marcel Proust ließ sich als Snob über lange Jahre im
Ritz verwöhnen. Am Tage seines Todes ließ er sich von seinem Fahrer Odilon
ein kaltes Bier bringen und verließ dann diese Welt mit den Worten:"Danke
lieber Odilon, dass Sie mir das Bier besorgt haben."
Die letzten Stunden von Lady Diana
Al-Fayeds Sohn Dodi und Prinzessin Diana verbrachten im Ritz zusammen die letzten
Stunden ihres Lebens. Von der Place Vendome aus starteten Diana und Dodi zu der
Autofahrt, die im Alma-Tunnel tödlich endete.
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